Am Donnerstag, den 9. Februar 2023, übergab Ministerpräsident Daniel Günther einen Förderbescheid des Landes Schleswig-Holstein in Höhe von 19 Millionen Euro. Dazu gab der Vorstand des Fördervereins  folgende Presseerklärung ab:

Große Freude: Der Neubau des neuen Buddenbrookhauses hat begonnen
Am 18. Dezember 2022 hat die Kulturstiftung der Hansestadt Lübeck die Förderzusage des Landes Schleswig-Holstein über 19,7  Millionen Euro erhalten, jetzt wird gebaut. Hinter zwei Fassaden entsteht ein einheitlicher Museumsbau auf der Grundlage einer klugen, wohldurchdachten Konzeption. Vorausgegangen war ihr eine jahrelange sorgfältige und differenziert abwägende Planung.

Lübecks Literaturhaus von internationalem Rang wird seine kulturelle Strahlkraft erhöhen und den Wirtschaftsstandort stärken. Wir freuen uns, dass der große Keller aus dem 13. und dem 18. Jahrhundert nach einer langen Periode wenig respektvoller Nutzung saniert und repariert wird. Mit hohem finanziellem Aufwand, wie er bisher keinem zweiten historischen Keller zugutegekommen ist, können über 90 Prozent der Bausubstanz einer zukünftig behutsamen Nutzung zum Wohl der Allgemeinheit zugeführt werden.
Wir freuen uns, dass der Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein, Daniel Günther, den Förderbescheid am 9. Februar 2023 persönlich übergeben hat.

Vor dem Museum versammelten sich mehr als 100 Personen, die gegen das Bauvorhaben protestierten. Das Museum und der Förderverein luden alle Demonstranten ein, sich zu einem anschließenden Gespräch in der BauBar um 16 Uhr zu versammeln. Es wurde eng in den Räumlichkeiten im Infocenter am Rathaushof. Rund 50 Personen, Mitglieder des Fördervereins, Gäste und Demonstranten wurden von der Museumsleitung aufgefordert, sich zu den Themen Tordurchfahrt, Nutzung des Kellers und Zuwegung in den Keller zu äußern. Bürgermeister Lindenau brachte sein Unverständnis dafür zum Ausdruck, dass ein Vorhaben, welches über zehn Jahre in zehn Beschlüssen, die von einer großen Mehrheit in der Bürgerschaft getragen wurden, nun bei Baubeginn noch einmal  grundsätzlich infragegestellt wird. Mitglieder des Fördervereins Buddenbrookhaus brachten ihren Unmut darüber zum Ausdruck, dass ein Projekt, für das es eine politische Entscheidung gibt, von den Kritikern so behandelt wird, als stünde man am Beginn einer Planung.

Skepsis und Kritik zu den oben genannten Punkten wurde formuliert. Frau Dr. Caren Heuer (Neubaukoordination) und Frau Dr. Lipinski (Museumsleiterin) gingen auf die vielen Punkte ein und erläuterten ausführlich, warum man im Interesse des Projektes und Beachtung des Denkmalschutzes sowie der Öffnung des Objektes für die Öffentlichkeit zu den jeweiligen Entscheidungen gekommen ist.

Ein kurzer Rückblick auf die „BauBar“ und auf die Veranstaltungsreihe „Bauen mit den Buddenbrooks“
An den ersten Montagen eines jeden Monats von April bis Dezember 2022 war die BauBar jeweils für eine Stunde geöffnet. Am 25. April fand unter dem Titel: „Visionen im Buddenbrookhaus“ eine Besichtigung des Hauses Mengstraße 4 statt. Am 7. Dezember waren die Mitglieder eingeladen, sich den Gewölbekeller im Haus Mengstraße 6 anzuschauen.

BauBar 4. April 2022. Das Jahr schreitet kräftig voran und wir haben hier in Lübeck die ersten Veranstaltungen durchführen können. Anfang April öffnete die im letzten Jahr frisch erfundene BauBar ihre Pforten erstmals wieder. Es war kalt am 4.4., windig und regnerisch, wir waren froh, im Infocenter am Rathausinnenhof ein warmes Plätzchen zu haben. Frau Dr. Lipinski und Claudio Staiger als Mitglieder des Ausstellungsteams haben den Gästen auf einem großen Bildschirm Animationen gezeigt von der geplanten Diele im neuen Museumsbau, Mengstraße 4. Es ging darum, ein Raumgefühl entstehen zu lassen durch Licht, Farbe, Durchblicken, der Platzierung von Objekten. Es gibt inzwischen eine ausgearbeitete Szenografie für alle Räume, drei Bilder wurden uns vorgestellt, die anwesenden Gäste äußerten sich zu den Eindrücken. Wir alle sind gespannt, wie es nachher wirklich wird, es entstand Vorfreude.
Bauen mit den Buddenbrooks. Am 25. April haben wir  unter dem Titel „Visionen im Buddenbrookhaus” von den Architekten Jörn Simonsen und Lothar Többen eine Führung durch das Haus Mengstraße 4 bekommen. Wer die alten Ausstellungsräume kannte und schätzte, musste sich daran gewöhnen, wie viel schon ausgeräumt und verändert ist. Aber den Architekten ist es gelungen, uns mit ihren Visionen auf das hin zu lenken, was sie an Neuem planen. An einigen Stellen sind an Wänden und Verkleidungen Probeöffnungen gemacht worden. So konnten wir zum Beispiel sehen, dass genau an der Stelle, wo es zwischen dem ersten Museumsbau Mengstraße 4 und dem Neuankauf Mengstraße 6 einen Wanddurchbruch geben wird, in mittelalterlicher Zeit ein gotisch gestalteter Durchgang vorhanden war, der zu späterer Zeit vermauert wurde. Zukünftig werden alle Besucher des Museums den Durchgang passieren. Beeindruckend sind auch die zukünftigen Raumproportionen, die alten Deckenhöhen des Hauses werden ja wieder hergestellt und die gesamte Breite und Tiefe des Hauses werden genutzt, sodass ein Eindruck entstehen kann, wie ihn Weinhändler Köppen beim Gang durch das Haus bewundernd erlebte: “Alle Achung, Buddenbrook, diese Weite, diese Noblesse.”
Diejenigen Mitglieder und Gäste, die dabei waren, haben sich im Nachhinein sehr positiv dazu geäußert, noch einmal Abschied nehmen und sich zugleich eine Vorstellung davon machen zu können, was im zukünftigen Haus Mengstraße 4 vom Keller bis zum Dach auf uns Museumsbesucher zukommt.
Wir hoffen, in diesem Jahr noch einen Gang durch das alte Haus Mengstraße 6, das zukünftige neue Buddenbrookhaus, mit den Architekten machen zu dürfen. Wenn es soweit ist, werden wir rechtzeitig informieren und einladen.

BauBar, 2. Mai 2022. Zwölf Gäste erlebten eine anschauliche Präsentation zu einem Zentralthema der neuen Dauerausstellung, den sogenannten „Literaturinseln“. Gelungen vorgetragen haben Karen Heuer, Barbara Eschenburg und Claudio Staiger. Neun dieser Inseln, jeweils eine in einem der Ausstellungsräume, werden Besuchern persönliche Erlebnismomente verschaffen, vorgestellt wurde dieses Mal das Thema „Gehorsam“ in Heinrich Manns Roman Der Untertan sowie das Thema „Durchleuchtung/Erleuchtung“ per Röntgen anhand einer Szene im Roman Der Zauberberg von Thomas Mann. Nach der Päsentation ergab sich eine spontane Möglichkeit, ein vertiefendes Gespräch über die Kellerthematik im Haus Mengstraße 6 zu führen, eine Gästin in der BauBar ist Mitarbeiterin im Fachamt Denkmalpflege.

BauBar, 4. Juli 2022. Mehr als zwanzig Besucher trafen sich bei gutem Wetter im Rathausinnenhof. Zwei Mitarbeiterinnen des Museums, Frau Dr. Heuer und Frau Jelen, führten in einem Kurzvortrag in die Gestaltung und die Themen der Sonerausstellung zu Heinrich Manns Roman Der Untertan ein.  Die Ausstellung wird am Freitag, 9. September, um 18 Uhr, in den Ausstellungsräumen des St. Annen-Museums eröffnet. Die Eröffnung ist für Mitglieder des Fördervereins Buddenbrookhaus frei, ab Samstag, den 10. September, ist sie für alle Museumsbesucher geöffnet.
Heinrich Manns Roman gilt als Meisterwerk politischer deutscher Dichtung im 20. Jahrhundert und ist in diesem Schuljahr Abiturthema – eine gute Gelegenheit also, speziell Schulklassen in den Roman einzuführen mit den Erzähl-Möglichkeiten eines Literaturmuseums. Was die Besucher der BauBar an Eindrücken von den Ausstellungsthemen und der Gestaltung mitnehmen konnten, weckte Interesse an einem Besuch und vermittelte zugleich die Aktualität einer Beschäftigung. Diese kommt besonders deutlich zum Ausdruck an den Beiträgen von Schülern, die bereits in der Entstehungsphase der Ausstellung zur kreativen Mitarbeit eingeladen worden waren.

BauBar, 1. August 2022. Leider musste die Bar wegen Corona geschlossen bleiben.

BauBar, 5. September 2022. Interessierte konnten sich von 17 bis 18 Uhr über neu erworbene Schätze des Buddenbrookhauses informieren: Unter dem Titel „Frühlingssturm und erste Liebe“ wurden Neuzugänge im Archiv vorgestellt: Eine von Thomas Mann als Schüler herausgegebene Zeitung aus dem Jahr 1893 sowie einen Brief von Thomas Mann aus dem Jahr 1955, in welchem er über seinen Vater und eine frühe Liebe zu einem Mitschüler schreibt. Beide Archivalien sind im Juni vom Buddenbrookhaus bei einer Auktion erworben worden und werden Teil der neuen Dauerausstellung sein.

BauBar, 10. Oktober 2022. Dr. Manfred Eickhölter machte die Besucher mit historischen Bewohnern des neuen Buddenbrookhauses, Mengstraße 6, zwischen 1250 und 1955 bekannt. Die Familie des Bischofs Heinrich von Bockholt bewohnte das Haus von 1250 bis 1370, die Familie der Bürgermeisters Heinrich Brokes lebte dort von 1560 bis 1780, der Bürgermeister ist Urbild des Konsul West in Henrich Manns Roman Henri Quatre. Von 1892 bis 1955 war die Hansestadt Eigentümer des Hauses.
Gast an diesem Nachmittag war Bürgermeister Jan Lindenau. Er erläuterte ausführlich die Pläne der Kulturstiftung zum Umbau des Kellers. Der Keller hat eine Gesamtfläche von 450 Quadratmetern. 26 Quadratmeter mittelalterliches Gewölbe sollen entfernt werden zugunsten einer Treppe. Möglichkeiten eines anderen Zugangs sind geprüft worden, aber nicht realisierbar, entweder aufgrund von Einsprüchen von Bewohnern oder der Feuerwehr. Die Kelleranlage in der Gesamtgröße von 424 Quadratmetern wird von störenden Einbauten befreit, aufwendig saniert und restauriert, die geplante Klimaanlage wird außerhalb der historischen Räume installiert. Die Zusatzkosten in siebenstelliger Höhe werden von privaten Förderern aufgebracht.

BauBar, 7. November 2022. Dr Caren Heuer und Dr. Birte Lipinski erläutereten die Baumaßnahmen im Keller des Hauses Mengstraße 6 im Detail.

BauBar, 5. Dezember, 17 Uhr,  Adventliches Beisammensein. Museumsmitarbeiter präsentieren Exponate der künftigen Dauerausstellung und kommentieren ihre Bedeutung.

Bauen mit den Buddenbrooks, Mittwoch, 7. Dezember, 17 Uhr: Besichtigung des großen Gewölbekellers im neuen Buddenbrookhaus, Mengstraße 6. Die Projektleiterinnen für den Neubau, Frau Dr. Lipinski und Frau Dr. Heuer, führen gemeinsam mit der Leiterin der archäologischen Grabungen, Frau Siegfried, durch den Keller.